Kleve, März 2024
Mehr denn je muss Europa strategisch in die MINT-Bildung (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) und in öffentlich-private Partnerschaften investieren, die darauf abzielen, allen Menschen die grundlegende MINT-Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Der Aufbau auf der bestehenden Infrastruktur, ein stärkerer Bottom-up-Ansatz und die Fokussierung auf die Inklusion werden für das Erreichen dieser Ziele von entscheidender Bedeutung sein. Die EU STEM (MINT) Koalition legte ihre Empfehlungen für die nächste Legislaturperiode zur Förderung von MINT in ganz Europa während der Tageskonferenz am 29. Februar 2024 in Brüssel, Belgien, vor. Während der Veranstaltung wurde untersucht, wie Europa politische Maßnahmen und Programme umsetzen kann, um den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel in MINT-Disziplinen zu bekämpfen.
Die wichtigsten Industriezweige von heute, ob Halbleiter, Luft- und Raumfahrt, Landwirtschaft, Energie oder Gesundheit, hängen alle grundlegend von den durch MINT-Bildung erworbenen Fähigkeiten ab. Das derzeitige System der MINT-Bildung reicht jedoch nicht aus, um den heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Dieser Mangel zeigt sich von der frühen Kindheit bis zum lebenslangen Lernen und von der Berufs- bis zur Hochschulbildung.
Zu den Hauptrednern der EU-Konferenz der MINT-Koalition gehörte die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Frau Iliana Ivanova, die unter Bezugnahme auf die PISA-Studie betonte, wie wichtig die Förderung der MINT-Bildung in ganz Europa durch Zusammenarbeit und Austausch sei. Der Ministerpräsident von Flandern, Belgien, Herr Jan Jambon, betonte in seiner Eröffnungsrede, dass es bei der MINT-Bildung um die Ausbildung von Fähigkeiten gehe, die im Mittelpunkt der Industriepolitik stehe. Dies ermöglicht Wachstum und einen grünen Wandel und ist wichtig, um in der Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Ergebnisse der Umsetzung von MINT-Ansätzen wurden anhand mehrerer Best-Practice-Beispiele aus ganz Europa mit MINT-Organisationen wie „Astra“ (Dänemark), „Ciência Viva“ (Portugal), „STEAM Euskadi“ (Baskenland, Spanien) und „LUMA“ (Finnland) vorgestellt. zdi. NRW, Europas größtes Netzwerk zur Förderung des MINT-Nachwuchses, und das zdi-Zentrum Kleve cleverMINT der Hochschule Rhein-Waal vertraten Nordrhein-Westfalen in Deutschland mit der erfolgreichen Entwicklung des Netzwerks und den aktuellen MINT-Angeboten für Schulen im Kreis Kleve.
In den anschließenden Podiumsdiskussionen mit verschiedenen Vertretern aus Industrie, Forschung, Gesellschaft und der Europäischen Kommission wurden insbesondere die folgenden Punkte hervorgehoben:
- Bei der Förderung der MINT-Bildung sollte weiterhin ein Bottom-up-Ansatz verfolgt werden.
- Die EU-Förderung sollte auf bewährten bestehenden nationalen und regionalen Projekten und Strukturen aufbauen und nicht jedes Mal den Aufbau neuer Projekte und Strukturen erfordern.
- Der Austausch von Best Practices im MINT-Bereich zwischen den europäischen Ländern sollte fortgesetzt werden. Auch sollte es in Zukunft mehr Aufrufe zur Finanzierung von MINT-Bildung geben.
- Die Fortbildung von Lehrern ist ein äußerst wichtiger Faktor.
- Es sollte mehr sichtbare MINT-Vertreter in Politik und Gesellschaft geben und eine stärkere Interaktion zwischen Politik und Wissenschaft.
- Die Projekte sollten inklusiver sein und vor allem Frauen und Mädchen erreichen.
Abschließend wurde ein Memorandum mit Empfehlungen der EU-MINT-Koalition an die EU-Institutionen und die EU-Mitgliedstaaten kurz vorgestellt. Neben den bereits in den Podiumsdiskussionen angesprochenen Punkten wird darin betont, dass die Europäische Kommission durch ihre Programme als Katalysator für die Ausweitung von Projekten der Mitglieder der EU MINT Koalition und deren Vernetzung untereinander und in Gesellschaft und Wirtschaft fungieren könnte. Die Mitgliedsstaaten könnten dies durch eine nationale MINT-Strategie unterstützen.
Hintergrundinformationen
Über die EU MINT Koalition
Die EU-MINT-Koalition ist ein Netzwerk nationaler und regionaler Organisationen, die sich für die Stärkung und Diversifizierung der MINT-Bildung in Europa einsetzen. Die 46 MINT-Plattformen aus 21 Ländern, die der Koalition angehören, sind mit der Koordinierung und Umsetzung nationaler und/oder regionaler Strategien für MINT-Kompetenzen betraut. Durch ihre groß angelegte Programminfrastruktur erreichen diese Netzwerke die Mehrheit der Schüler, Studenten, Lehrer und Einrichtungen in ihrem jeweiligen Umfeld. Aufbauend auf dem Wissen, der Reichweite und dem Fachwissen der Netzwerke hat die EU-MINT-Koalition die Entwicklung neuer nationaler und regionaler MINT-Strategien, Umsetzungsprogramme und Organisationen unterstützt und dabei konkrete Ergebnisse erzielt. Die EU-MINT-Koalition ist eine Fundgrube für europaweite MINT-Daten und Best-Practice-Programme in MINT und unterstützt die Mitglieder durch Arbeitsgruppen bei der Umsetzung neuer Strategien. Die Bemühungen des Netzwerks wurden auf EU-Ebene anerkannt und die EU-MINT-Koalition wurde in mehrere EU-Abkommen aufgenommen, darunter die Mitteilung über eine erneuerte EU-Agenda für die Hochschulbildung (2017), der Aktionsplan für digitale Bildung 2021-2027 (2020), die Mitteilung über die Verwirklichung des Europäischen Bildungsraums bis 2025 (2020) und der Europäische Chip-Gesetzentwurf (2022).
Über zdi.NRW
zdi.NRW steht für „Zukunft durch Innovation.NRW“ und ist mit über 5.000 Partnerschaften mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesellschaft das größte europäische Netzwerk zur Förderung des MINT-Nachwuchses. zdi-Programme gibt es in allen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW. In den vergangenen 15 Jahren hat zdi.NRW deutlich über zwei Millionen junge Menschen erreicht. Über 100 Schülerlabore bieten Kindern und Jugendlichen Räume, um MINT zu erleben, ihrer Begeisterung für MINT nachzugehen und sich über MINT-Ausbildungen und Studiengänge zu informieren. Die Kurse und Angebote von zdi.NRW tragen auch zum Transfer aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aus den Hochschulen bei. Koordiniert wird zdi.NRW durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Landesweite Partner sind die Ministerien für Schule und Weiterbildung und für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen sowie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Die Hochschule Rhein-Waal ist die Trägerin des zdi-Zentrums Kreis Kleve „cleverMINT“, das im November 2012 offiziell eröffnet wurde. Im Frühjahr 2013 folgte die Eröffnung des zdi-Roberta-Zentrums am Berufskolleg des Kreises Kleve in Geldern und seit Mai 2014 werden Schülerinnen und Schüler auch im Schülerlabor „Energie“ der Hochschule für den MINT-Bereich durch praktische Aktivitäten inspiriert und auf relevante Studien- und Berufsfelder aufmerksam gemacht. Das vielfältige MINT-Angebot in Zusammenarbeit mit den Fakultäten führte dazu, dass im Jahr 2023 über 60 Kurse durch das Landesprogramm gefördert wurden, die weit über 1.000 Schülerinnen und Schüler im Kreis Kleve erreichten.